Loyalitätskonflikt

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Unter Wikipedia wird der Loyalitätskonflikt u.a. wie folgt beschrieben: „Problematisch wird Loyalität, wenn sie gegenüber zwei oder mehr Parteien besteht, deren Ziele und Werte sich widersprechen oder einander zuwiderlaufen oder wenn Loyalität eingefordert wird.“ Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass es umso schwerer wird loyal zu sein, desto mehr Parteien wir uns gegenüber loyal verhalten wollen. Denn jede Partei bringt eigene Ziele und Werte mit, die sich darüber hinaus auch noch mit der Zeit verändern können. So wird Loyalität allen gegenüber zu einer großen Herausforderung.

Loyalität wird als ein wichtiges Attribut von Treue in Verbindung gebracht. Daher kann gefolgert werden, dass es umso einfacher ist treu zu bleiben, desto weniger Parteien wir gegenüber loyal sein müssen. Denn wir minder dadurch mögliche Loyalitätskonflikte.

Loyalitätskonflikte können in jeder Beziehungsform vorkommen. Doch aufgrund der sexuellen Intimität, mit der überwiegend eine große emotionale Nähe einhergeht, wird Loyalität insbesondere bei offenen Beziehungen zur Herausforderung. Denn auch Sexpartner haben Anspruch auf (eine gewisse) Loyalität.

Im Unterschied zu polyamoren oder monogamen (monogamischen) Beziehungen wohnt der offenen Beziehung von Anbeginn die Endlichkeit von Affären mit Sexpartnern inne. Denn sie werden mit dem (stillschweigenden) Abkommen eingegangen, dass sie irgendwann zu Ende gehen bzw. die Erstbeziehung nicht überdauern. Anna Zimt meint beispielsweise, dass in der Regel – von der es aber auch immer wieder Ausnahmen gebe – irgendwann die erotische Anziehung ihrer Sexpartner abnehme und die Affäre mit Ihnen dann „auslaufe“. Der Kontakt zu ihren Sexpartnern nehme sukzessive ab, bis er irgendwann schließlich komplett abbreche. Solange das für beide Parteien (um bei der Formulierung aus Wikipedia zu bleiben) so in Ordnung geht, besteht kein Loyalitätskonflikt. Kompliziert wird es hingegen, wenn eine Partei oder sogar beide Parteien dieses Abkommen zur Endlichkeit ihrer Affäre innerlich aufkündigen. Dieses Bedürfnis kommt meist dann vor, wenn Liebesgefühle entstehen, was in offenen Beziehungen empirisch früher oder später unvermeidbar ist.

In offenen Beziehungen gibt es deutlich mehr Variablen als in anderen Beziehungsformen, die zu Loyalitätskonflikten führen. Das sind im Wesentlichen:

  • Eine Affäre dauert länger an, als es mit dem Erstpartner vereinbart wurde oder es ihm recht ist.
  • Ein vom Erstpartner eingelegtes Veto fordert die Loyalität des anderen Erstpartners ein, der dann seine Affäre beenden oder den Umgang mit ihr einschränken muss, obwohl er das nicht will. Durch diesen Loyalitätskonflikt kann es zu einer inneren Zerrissenheit kommen.
  • Der eine Erstpartner und / oder sein Sexpartner wollen sich in einer Art und Weise begegnen, die von der mit dem anderen Erstpartner verabredeten abweicht. Das führt häufig zu einem Regelverstoß und damit zu Untreue.
  • Der Sexpartner oder der Erstpartner hat sich unbeabsichtigt in den anderen verliebt. Diese Liebe bekommt keine Chance zu wachsen und zu gedeihen, weil sich sonst der Erstpartner seinem anderen Erstpartner gegenüber nicht loyal verhält. Die aufkommende oder bereits entstandene Liebe wird auf dem Altar der Loyalität dem Erstpartner gegenüber geopfert.
  • Zeitaufteilung zwischen dem Erstpartner und Sexpartner(n).

Aufkommende Liebe zu jemandem außerhalb der Beziehung kann in jeder Beziehungsform zu einem Loyalitätskonflikt führen. In offenen Beziehungen kommt es jedoch tendenziell häufiger zu Loyalitätskonflikten als bei monogam geprägten, weil zu einem Sexpartner eine größere – körperliche – Intimität als zu anderen entsteht. Bei aufkommender Liebe zu einem Sexpartner sollten die Erstpartner überlegen, ihre Beziehung – konsequenterweise – in eine polyamore zu überführen. Also auch offen für Polyamorie zu sein.

In meinem Buch gehe ich auf diese inneren Konflikte, in die insbesondere Erstpartner offener Beziehungen geraten, genauer ein.

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