Sex ohne Liebe?!

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Beim Sex werden im Gehirn neben den Glückshormonen wie Dopamin und Serotonin auch die sogenannten Bindungshormone Oxytocin und Vasopression ausgeschüttet, die für das Gefühl von Liebe und „Verknallsein“ mit verantwortlich sein sollen. Insbesondere beim Orgasmus sei die Menge der ausgeschütteten Bindungshormone hoch.

Aus vorgenanntem Grund vertritt die Anthropologin Helen Fisher die Auffassung, dass es im engeren Sinne keinen „Gelegenheitssex“ gebe. Im nachfolgenden Video führt sie u.a. aus: „Jede Art von sexueller Stimulation der Genitalien aktiviert das Dopaminsystem des Gehirns. Und das kann einen über diese Schwelle führen, bei der man sich in eine Person verliebt. Tatsächlich gibt es beim Orgasmus eine echte Flut von Oxytocin und Vasopressin, welche ebenfalls mit dem Gefühl von tiefer Bindung assoziiert werden. Gelegenheitssex ist also nie nur Gelegenheitssex, es sei denn, man ist so betrunken, dass man sich nicht daran erinnern kann.“ Und am Ende des Videos meint sie: „Intuitiv wissen sie [diejenigen, die sich auf Gelegenheitssex einlassen], dass Sex kraftvoll ist und jederzeit Gefühle von Liebe hervorrufen kann.“

Helen Fisher

Diese Auffassung von Helen Fisher wird durch Erfahrungswerte bestätigt. Bei Paaren, die länger in offenen Beziehungen oder offenen Ehen leben, berichten insbesondere die Frauen davon, dass sie regelmäßig eine emotionale Verbundenheit Sexpartnern gegenüber entwickeln und sich in diese sogar verlieben. Studien aus der evolutionären Psychologie zeigen, dass dieser Anteil von Frauen bei rd. 70% liegt. Offenbar scheint unsere Biologie zumindest nicht dauerhaft eine Trennung von Sex und Liebevorzusehen. Bei Frauen noch deutlich weniger als bei Männern.

Darauf, dass die Bindungshormone als Bestandteil unserer Biologie bei Männern etwas anders als bei Frauen wirken, weist Nina Sarr im nachfolgenden Video ab Minute 2:02 hin. Bei Männern würden die Bindungshormone zuerst ihre Empathie erhöhen, sie verliebten sich tendenziell „langsamer“ als umgekehrt Frauen.

Ab Minute 3:16 spricht Nina Sarr über die weibliche Urkraft, die insbesondere Bindung und Hingabe vorsehe. Frauen, die sich in ihrer weiblichen Urkraft befinden, würden sich ihr zufolge beim Sex schnell verlieben. Würden Frauen hingehen nicht in Kontakt mit ihrer weiblichen Urkraft stehen, würde es ihnen besser gelingen, Sex und Liebe voneinander zu trennen.

Emanuel Erk vertritt in diesem kurzen Video die Auffassung, dass die Fähigkeit, Sex und Liebe voneinander trennen zu können, kein Anzeichen von besonderer „Offenheit“ oder „Freiheitsdrang“ sei, sondern oft die Folge von früheren Erfahrungen, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontakt nicht vereinbar mit dem heutigen Bedürfnis nach Leidenschaft und Sexualität sei. Daher würden diesen beiden Bedürfnisse voneinander „abgespalten“ und auf unterschiedliche Personen übertragen werden.

Hingegen scheint es in einer ritualisierten Atmosphäre, wie sie beispielweise in einem Swinger-Club oder auf Sexparties besteht, besser zu gelingen, Sex als körperliches Vergnügen von einer zu (großen) emotionale Nähe zum Sexpartner abtrennen zu können. Vielleicht liegt es daran, dass die ausgeschütteten Bindunghorme in dieser Atmosphäre nicht an einen Partner „adressiert“ werden.

Das Phänomen der Liebe alleine mit der Wirkung der Bindungshormone erklären zu wollen, würde allerdings viel zu kurz greifen. Daher widme ich der Liebe in meinem Buch ein ganzes Kapitel.

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