Freie Liebe und Regeln

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In den gut zwei Jahren, in denen ich für mein Buch recherchiert habe, ist mir keine Schilderung eines Paares aufgefallen, das meiner Auffassung nach die Eigenschaften der „Freien Liebe“ erfüllt hat. Denn nach meiner Überzeugung ist die Liebe nur dann wirklich frei, wenn sie sich an keine Regeln oder Konzepte hält. Freiheit kommt nach der Überzeugung von Erich Fromm und Jiddu Krishnamurti aus einer inneren Unabhängigkeit heraus, die sich keinen Zwängen unterwirft.

Doch sobald wir in unseren Beziehungen Regeln aufgestellt haben, ist ein Konzept geboren und unsere Liebe kann nicht mehr gänzlich frei sein, weil es zu einem Konflikt zwischen dem Bedürfnis des „frei Liebenden“ und diesen Regeln kommen wird. Denn Regeln untersagen uns häufig, unseren Gefühlen nachzugehen. Wenn die Regeln eines Paares das Zusammensein mit anderen Partnern einschränken (was durchaus sinnvoll sein kann), dann wird diese Liebe nicht wirklich frei sein können. Sieht eine Regel beispielsweise ein begrenztes Zeitfenster für andere Partner vor, müssten wir – um treu zu bleiben – zu unserem Partner zurückkehren, obwohl wir gerade bei einem anderen Partner bleiben wollen.

Die Liebe scheint nur dann frei zu sein, wenn vom Partner zu keinem Zeitpunkt erwartet wird, dass er auf eigene Wünsche und Bedürfnisse eingeht oder diese erfüllt. Doch das harmoniert nicht gut mit den Eigenschaften einer Beziehung. Daher müsste die Freie Liebe nach meiner Auffassung regellos sein, um ihrem Namen gerecht zu werden. Doch oft genug scheint die „Freie Liebe“ als Alibi für ganz andere Absichten oder Muster herhalten, die unbewusst vom Ego gesteuert werden.

Ich persönlich finde die Bezeichnung „freiwillige Liebe“ passender. Sie beinhaltet, dass wir uns freiwillig Regeln unterwerfen können und sollten, solange es unserer Beziehung am meisten dient. Sich bewusst in Freiheit für etwas zu entscheiden, ist ein Weg zum Glück. Und auch monogame Beziehungen können der „freien Liebe“ nahekommen, wenn sich beide Partner – immer wieder neu – freiwillig füreinander entscheiden.

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