Manche Therapeuten und Coaches bringen den Wunsch, eine offene Beziehung führen zu wollen, mit einer Störung im Bindungsverhalten in Verbindung. Auch nach den Erfahrungen von Tom Harrendorf, die er im nachfolgendem Video schildert, spiele mangelde Bindungsfähigkeiten bei offenen Beziehungen eine Rolle.
Tom Harrendorf hat selbst offene und polyamore Beziehungen geführt und kommt für sich zum Ergebnis, dass er in keiner offene Beziehungsform mehr leben möchte. Seit er seine eigene Beziehungsfähigkeit verbessert habe, könne er auch erfüllende Beziehungen eingehen.
Interessant finde ich auch seine Ausführungen zu den Bindungshormonen (ab Minute 14:15), zum Kompensationseffekt (ab Minute 15:07) und auch zu den unterschiedlichen Chancen, die Frauen und Männer in offenen Beziehungen haben (ab Minute 16:50). Dies stimmt mit meinen eigenen Recherchen gut überein.
Dass mangelnde Bindungsfähigkeit ein häufiger Grund für den Wunsch sein kann, eine offene Beziehung führen zu wollen, geht auch aus den Recherchen zu meinem Buch hervor. Doch diesen Wunsch pauschal und alleine mit einer Störung in Verbindung zu bringen, wäre nicht zutreffend (und ich glaube auch nicht, dass Tom dies sagen möchte). Ein Paar, das beispielsweise seine monogame Beziehung nach vielen Jahren bzw. Jahrzehnten öffnet, wir dies tendenziell nicht aus einer mangelnden Bindungsfähigkeit heraus beschließen. Hier spielen ganz andere Motive eine Rolle.
Die Fähigkeit auf sich selbst reflektieren zu können, hilft auch in diesem Fall, den Ursprung für ein Motiv bzw. Muster zu identifizieren, das ein Bedürfnis auslöst. Das „Bedürfnis hinter dem Bedürfnis“ zu kennen wird uns helfen, integre Entscheidungen zu treffen. In meinem Buch formuliere ich Fragen, die dabei helfen sollen, den Motiven für die Bedürfnisse näher zu kommen.
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