Ergebnisse von Studien zeigen, dass Frauen und Männer im Durchschnitt einen sehr unterschiedlichen Zugang zu Sex haben. Ein sehr populäres Beispiel einer Studie, die von evolutionären Psychologen durchgeführt wurde, zeigt dies deutlich auf: In dieser Studie sprach eine attraktive Testperson eine Person des anderen Geschlechts an (also eine Frau einen Mann und umgekehrt) und fragte u.a., ob sie bzw. er gerne Sex mit ihr bzw. ihm haben wolle. Während 75% der von der weiblichen Testperson angesprochenen Männer sofort einwilligt, willigt keine einzige (!) – also 0% – der von der männlichen Testperson angesprochenen Frauen ein.
Frauen wählen ihre Sexpartner deutlich selektiver als Männer aus. Diese selektive Partnerwahl wird im Wesentlichen damit in Verbindung gebracht, dass Frauen die Strapazen der Schwangerschaft und den größten Teil des Elternaufwandes tragen müssen und daher mit Bedacht ihre Sexpartner auswählen, da sie von ihnen potenziell geschwängert werden könnten. Darüber hinaus produzieren Frauen im Laufe ihres Lebens eine sehr überschaubare Anzahl von Eizellen, während Männer Samenzellen in schier unbegrenzter Anzahl herstellen. Mit einem Orgasmus gibt ein Mann ungleich mehr Samenzellen ab als eine Frau ihr ganzen Leben lang Eizellen zur Verfügung hat. Daher sind Frauen und Männer unterschiedlich wählerisch bei der Partnerwahl. Diese bei Frauen und Männern unterschiedlichen genetischen Programme sind uralt und beeinflussen die Partnerwahl unbewusst.
Diese Zusammenhänge haben erhebliche Konsequenzen auf den Zugang zur Ressource Sex. Denn aus der vorgenannten Studie geht hervor, dass Frauen quasi jederzeit und unkompliziert einen männlichen Sexpartner finden könnten. Und das umso leichter, desto jünger und gutaussehender sie sind. Da Männer Sex bereitwillig anbieten, kann sich die Frau aus diesem Angebot die attraktivsten Männer heraussuchen. Aus diesem Angebot wählen sie tendenziell die attraktivsten Männer heraus, die sie erreichen können. Umgekehrt haben es Männer – die sehr attraktiven ausgenommen – deutlich schwerer, eine Sexpartnerin zu finden. In der Konsequenz bleiben durchschnittlich und noch häufiger unterdurchschnittlich attraktive Männer sexlos bzw. unfreiwillig zölibatär. In den USA führte diese Tendenz zur Gründung der Incel-Bewegung (incel =involuntary celibate). Dort scheint diese Entwicklung deutlich bewusster als in Europa thematisiert zu werden.
Im Ergebnis haben Frauen einen einfachen Zugang zur Ressource Sex, während nur die attraktivsten Männer über diesen einfachen Zugang verfügen. Weniger attraktive Männer müssen mehr investieren, um eine Frau davon zu überzeugen, sich auf Sex mit ihnen einzulassen. In meinem Buch gehe ich ausführlich auf diese Phänomene rund um die unbewusste Partnerwahl ein.
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