Eine gewisse spirituelle Grundhaltung im Leben zu haben, halte ich für wichtig. Ich persönlich habe das Meditieren für mich entdeckt, betreibe unregelmäßig Yoga und verbinde damit durchweg positive Erfahrungen. Allein das durch die Meditation bewusste Wahrnehmen der Gedanken war für mich sehr wertvoll, sodass ich insbesondere negativen Gedanken identifizieren und ihnen dadurch weniger Bedeutung beimessen konnte.
So wertvoll mir die Erfahrungen sind, die mir durch Meditation und Yoga zuteilwerden, so wichtig ist mir auch, die Bodenhaftung beizubehalten. Ich bezeichne mich auch gerne als „geerdet spirituell“. Spirituell geerdet zu sein bedeutet für mich auch zu erkennen, dass es nicht einen Weg in die Freude und das Glück gibt, sondern viele. Dass es verschiedene Wege gibt, spiegeln auch die vielen unterschiedlichen spirituellen Methoden wieder.
Im Mittelpunkt aller spirituellen Methoden steht die Erhöhung des Bewusstseins. Je höher es wird, desto mehr können wir unsere Glaubenssätze und Prägungen wahrnehmen, die uns beeinflussen und davon abhalten, im Hier und Jetzt zu „sein“. Darin liegt meiner Ansicht nach viel Wahrheit. Doch einige spirituelle Ansichten können uns auch manipulieren. Insbesondere solche, die unsere Grenzen einem „anhaftenden“ Ego zuschreiben, das es zu überwinden gelte. Meiner Erfahrung nach ist der Grundgedanke aller spirituellen Methoden niemals manipulativ oder dogmatisch. Manipulativ oder dogmatisch wäre beispielsweise die Ansicht, dass der Einheitsgedanke mit „freier“ Sexualität einhergehe. Doch schon alleine unter Spirituellen gibt es hier keine einheitliche Ansicht. Und „erstaunlicherweise“ weist die Partnerwahl unter spirituellen und evolutionären Aspekten sehr ähnliche bis identische Züge auf.
Der spirituelle Grundgedanke strebt eine bewusste ganzheitliche Betrachtung unseres Lebens mit all seiner Körperlichkeit, seinen Gefühlen und Gedanken an. Alle Aspekte unseres Lebens werden als wertvoll angesehen. Reife Spiritualität erkennt, dass es Grenzen in unserem Leben gibt. Sie fordert uns liebevoll auf, unsere Grenzen zu überprüfen und dabei zu erkennen, welche für jeden von uns persönlich integer sind – und welche uns am spirituellen Wachstum hindern. Spirituell reife Menschen sind Suchende und unterstützen uns dabei, unseren eigenen Weg zur Freude und zum Glück zu finden, der ein ganz anderer Weg als ihr eigener sein kann.
Spirituell eher unreife Menschen meinen hingegen zu wissen, welcher Weg für uns alle der richtige ist. Sie sind dann keine Suchenden mehr, bei Ihnen bekommt Spiritualität einen domatischen Charakter. Unter dem Deckmantel ihrer „Spiritualität“ befindet sich oft unbewusst das Ego, das Bestätigung möchte oder seine Interessen durchsetzen will. Im nachfolgenden Video beschreibt Christian Hemschemeier einen solchen Fall sehr plastisch.
Auch spirituelle Menschen müssen Grenzen setzen. Das formuliert Christian im Video ab Minute 7:20, wie ich finde, gut nachvollziehbar: „Alles ist ein Lernen […] und in unserer physischen Welt geht es um Grenzen. Mag sein, dass es auf einer höheren Ebene nur um Liebe geht und das glaube ich auch, aber bei uns [auf der Welt] geht es um Grenzen.“ Reife Spiritualität bedeutet für mich auch, dass wir uns abgrenzen – und wir uns gerade dann entwickeln, wenn wir Grenzen aufzeigen und einhalten können.
Wir werden auf jedem Weg durch unser Leben geprüft. Auch auf dem spirituellen.
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