In der letzten Zeit begegnen mir vermehrt Erfahrung von Coaches, die bei ihren Klienten, die eine offene Beziehung favorisieren, eine Tendenz zu erkennen meinen: Sie würden mit der Öffnung häufig Themen, die ihnen in Beziehungen gespiegelt werden, aus dem Weg gehen wollen. Davon berichtet u.a. Tobias Steinhäuser im nachfolgenden Video ab Minute 9:06.
Im Übrigen vetreten auch andere Paarcoaches, wie beispielsweise Wolfram Zurhorst, die Ansicht, dass ein zentrales Motiv für die Öffnung einer Beziehung sein könne, den Herausforderungen der Beziehung ausweichen zu wollen. Viele würden die Sexualität lieber auslager bzw. diversifizieren, um sich nicht tiefer auf den Partner einlassen zu müssen.
Letztendlich wird das Verhalten eines Partners zeigen, ob dies ein Motiv von ihm ist. Denn wenn es zutrifft, wird er genau dann andere Sexpartner aufsuchen, wenn’s in der Erstbeziehung mal nicht gut läuft. Schließlich kann der Partner, der sich die Öffnung der Beziehung wünscht, auch dem Thema ausweichen wollen, dass er den anderen Partner nicht genügend liebt oder sich entliebt hat.
Aus meiner Sicht sollte eine offene Beziehung – wie auch andere Beziehungsformen – nicht geführt werden, um Themen ausweichen zu wollen. Die Reife einer Beziehung zeigt sich gerade dadurch, wie die Partner miteinander umgehen, wenn Themen hochkommen. Genau dann sollten sie nicht ausweichen. Denn genau dann können sie gemeinsam lernen, einerseits Projektionen auf den anderen Partner zu erkennen und andererseits ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion zu erhöhen.
Interessant finde ich auch Tobias‘ Ausführungen zur Freiheit, die er im vorstehenden Video ab Minute 11:00 ebenfalls anspricht. Wie „frei“ sind wir tatsächlich, wenn wir unseren „tierischen Instinkten“ folgen? Sind wir nicht viel freier, wenn wir bewusste Entscheidungen treffen? Ebenfalls interessant finde ich seine Ansicht ab Minute 17:40 über die körperlichen Auswirkungen wechselnder Sexualpartner, die uns „verwirren“ können und die große Ähnlichkeiten mit Runanubandha aufweisen. Tobias Steinhäuser hat selbst Erfahrungen mit offenen Beziehungen gesammelt und sich daraufhin entschieden, eine monogame Beziehung führen zu wollen.
In meinem Buch gehe ich ausführlicher auf die unbewussten Beweggründe ein, die uns eine Beziehungsform attraktiver als eine andere erscheinen lassen.
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