Wut gehört zu unserem Leben und sie hat ihren Sinn. Mit Wut können wir unsere aufgestauten, negativen Gefühle loswerden und sie kann uns auch Trennungskompetenz verschaffen, wenn wir uns beispielsweise in einer unglücklichen Beziehung befinden. Wir müssen Wut nicht gegen einen anderen Menschen richten, sondern können verantwortlich für sie bleiben. Marschall B. Rosenberg hat dies u.a. mit seiner Methode der Gewaltfreien Kommunikation gezeigt.

Wut und Ärger treten fast ausschließlich gemeinsam auf. Unausgesprochen kann beides sehr tückisch sein. Insbesondere in unserer Beziehung. Wir sind still wütend und ärgern uns über ein Verhalten unseres Partners, das uns zwar stört, aber nicht so sehr, dass wir es klären wollen. Wir konfrontieren unseren Partner “um des Friedens Willen” nicht, denn es ist ja nur eine Kleinigkeit. Doch diese Kleinigkeit bleibt unterschwellig bestehen, sie schwelt und wird um weitere Kleinigkeiten ergänzt, bis wir schließlich beginnen, eine negative Grundstimmung zu unserem Partner zu entwickeln. Alain de Botton führt im nachfolgenden Video ab Minute 18:58 dazu aus: “Der Grund, warum die Liebe zwischen Partnern erlischt, ist oft Ärger. Insgeheim ärgert sich ein Partner über den anderen. Nicht, dass man ihn anschreien wollte, es ist ein stiller Ärger, weil man sich nicht verstanden oder verletzt fühlt. Der Herzstrom der Liebe ist blockiert, deshalb haben die beiden keinen Sex mehr, sie ertragen keine Berührung, weil sie eingeschnappt sind. Sie führen einen stillen Krieg. Solche Paare brauchen etwas gemeinsame Zeit, um die blockierten Liebeskanäle wieder zum Fließen zu bringen.“

Wenn wir die kleinen Impulse unserer Wut und unseres Ärgers bewusst wahrnehmen können, befähigen wir uns, dass sie unsere Gefühle nicht (dauerhaft) negativ beeinflussen. Wir sollten auch auf uns selbst reflektieren und unsere eigenen Anteile und unerfüllten Bedürfnisse wahrnehmen, die durch das Verhalten unseres Partners Wut und Ärger in uns auslösen. Dann können wir die Verantwortung für unsere Gefühle übernehmen und in einem Gespräch mit unserem Partner gewaltfrei über unsere Wut und unseren Ärger sprechen, beide Gefühle auflösen und wieder in eine fröhlichen Grundstimmung gelangen. Auch Veit Lindau kommt zu dieser Einsicht wenn er sagt: “Wenn Du aus Angst wesentliche Informationen, Impulse oder Gefühle zurückhältst, schwächst du deine Beziehung.” [Quelle: Veit Lindau – Liebe radikal; Kailash Verlag, 4. Auflage 2014] Wir sollten der stillen Wut und dem stillen Ärger keine Macht über unsere Beziehungen geben. In meinem Buch betrachte ich die Wirkung von Wut und Ärger auf unsere Beziehungen genauer.