Untersuchungen auf dem Fachgebiet der evolutionären Psychologie legen nahe, dass Frauen und Männer aus unterschiedlichen Motiven heraus fremdgehen. Männer gehen tendenziell schon alleine deshalb fremd, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet. Ihr Motiv folgt dem genetischen Programm, ihr Erbgut möglichst weit zu streuen. Wenn Männer fremdgehen, dann muss das nicht bedeuten, dass sie mit ihrer Beziehung unzufrieden sind.
Wenn Frauen hingegen fremdgehen, dann unterscheidet sich ihr Motiv von dem der Männer überwiegend grundlegend. Frauen gehen tendenziell fremd, wenn sie sich in ihrer Beziehung emotional oder sexuell nicht aufgehoben fühlen (emotionale Unterversorgung). Da Frauen sich beim Fremdgehen deutlich häufiger als Männer in ihre Affäre verlieben, weil sie sich auch emotional mehr auf einen Sexpartner einlassen, kann es dadurch in ihrer Beziehung auch eher zu schwerwiegenderen Veränderungsdynamiken kommen. Aus diesem Grunde legen Frauen vermutlich ihre Schwelle, Sex außerhalb der Beziehung zu haben, tendenziell höher als Männern an.
Evolutionäre Psychologen wollen herausgefunden haben, dass Frauen auch deshalb fremdgehen, weil sie sich einen “Backup-Mate”, also einen “Ersatzmann”, warmhalten wollen. Da Männer in früheren Zeiten häufiger beispielsweise bei der Jagd verstarben und es dann für die zurückgebliebene Frau eine große Herausforderung war, den Elternaufwand alleine tragen zu müssen, war ein Mann, der im Todesfall des Partners einsprang, sehr vorteilhaft.
Ein weiteres bei Frauen und Männern gemeinsames Motiv fremdzugehen, scheint die mangelnde Lebendigkeit innerhalb der Beziehung zu sein, die insbesondere in langjährigen Beziehungen abnehmen kann, wenn beide Partner sie zu wenig pflegen. So wächst das Bedürfnis, die fehlende Lebendigkeit außerhalb der Beziehung zu suchen.
Die Krise, die in einer Beziehung durch Fremdgehen entstehen kann, muss nicht ihr Ende bedeuten. Sie kann als Anlass genommen werden, die Beziehung grundleend zu ändern. In meinem Buch gehe ich ausführlich auf die Erfahrungen von Esther Perel ein, die Paaren, die von Untreue betroffen sind, die “richtigen Fragen” stellt, um mehr Bewusstsein in deren Beziehung zu bringen.
Im vorstehenden Video führt sie ab Minute 14:04 aus: „Affären geschehen auch in offenen Beziehungen. Auch wenn wir in offenen Beziehungen leben und über die Freiheit verfügen, andere Sexpartner haben zu dürfen, werden wir noch immer angelockt von der Macht des Verbotenen. Nur wenn wir das tun, was von uns nicht erwartet wird, meinen wir das zu tun, was wir wirklich wollen. Viele meiner [Esther Perel‘s] Klienten meinen, wenn sie nur ein Zehntel des Mutes, der Fantasie und des Elans, den sie in ihre Affäre stecken, in ihre Beziehung einbringen würden, müssten sie mich [Esther Perel als Paartherapeutin] nicht aufsuchen.“
Ob Partner fremdgehen oder nicht, hängt eng mit den Verhaltensweisen zusammen, welche das Paar mit Treue assoziieren.
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