Verhaltensweisen anderer Menschen lösen regelmäßig Gefühle in uns aus, die uns entweder erfreuen aber auch verletzen können. Dabei kann beobachtet werden, dass jeder von uns auf ein und dieselbe Verhaltensweise mit unterschiedlichen Gefühlen reagieren kann. Denn was den einen an einer Verhaltensweise erfreut, kann der andere als verletzend empfinden.
Dass ein und dieselbe Verhaltensweise so unterschiedliche Gefühle hervorruft, deutet auf unsere individuelle Interpretation der Verhaltensweise hin. Die Interpretation wiederum wird insbesondere von unseren Prägungen und Mustern beeinflusst. Da wir diese irgendwann verinnerlicht haben, sind wir heute selbst verantwortlich zu erforschen, durch welche früheren Erfahrungen diese Gefühle bei uns hervorgerufen werden.
Es gibt aber auch Verhaltensweisen, die nicht individuell, sondern generell erfreuen oder verletzen können. Zu den erfreuenden gehört beispielsweise Anerkennung. Zu den verletzenden gehört beispielsweise Herabwürdigung. Bei den verletzenden Verhaltensweisen werden wir aufgefordert, unsere Grenzen zu prüfen und ggf. aufzuzeigen.
Wenn wir uns nicht sicher sind, ob die in uns ausgelösten Gefühle eher unsere individuellen Muster und Glaubenssätze betreffen oder doch eher auf ein generell herabwürdigendes Verhalten hinweisen, können wir Freunde zu Rate ziehen und erfragen, welche Gefühle die geschilderte Verhaltensweise bei ihnen auslöst. Je übereinstimmender diese als herabwürdigend empfunden wird, desto wahrscheinlicher ist sie das auch.
Eine besondere Art der Herabwürdigung scheint mir zu sein, wenn jemandem die Gefühle gleichgültig sind, die er selbst ausgelöst hat. Solange uns derjenige fremd ist oder wir keine Beziehung mit demjenigen haben, mag das noch vertretbar sein. Doch sobald wird uns in einer Beziehung befinden, sollten uns die Gefühle unseres Partner wichtig sein. Denn es zeigt, dass wir Interesse an ihm haben, weil uns seine Gefühle als wichtiger Wesenszug an ihm nicht gleichgültig sind – unabhängig, ob wir seine Gefühle, die wir durch unser Verhalten in ihm ausgelöst haben, nachvollziehen können oder nicht. Das ist echtes Committment.
Sollte uns unser Partner also seine von uns ausgelösten Gefühle mitteilen, würde eine Reaktion von uns in der Art „Du bist für Deine Gefühle selbst verantwortlich“ Desinteresse bis Gleichgültigkeit zeigen. Wir würden jegliche Mitverantwortung an seinen Gefühlen ablehnen und darüber hinaus signalisieren, dass unser Verhalten nicht zu beanstanden ist. Mit dieser Haltung wird es kaum möglich sein, eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen.
Ja, wir sind für unsere Gefühle selbst verantwortlich. Doch wird sind genauso verantwortlich für die Konsequenzen, die wir aus unseren Gefühlen ziehen. Wenn wir in einer Beziehung erkennen, dass wir durch Verhaltensweisen unseres Partners herabgewürdigt werden oder ihm unsere Gefühle gleichgültig sind, dann sollten wir bald eine Entscheidung treffen: Gehen!
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