Evolutionäre Psychologie

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Während der Recherchen zu meinem Buch kam ich auch mit der evolutionären Psychologie in Berührung, welche unsere Biologie mit unserer Verhaltenspsychologie zusammenführt. Einer der führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet ist Dr. David Buss. Mich haben seine Forschungsergebnisse über die unterschiedlichen Motive der Geschlechter bei der Partnerwahl sehr interessiert. So unterscheiden sich beispielsweise die Eigenschaften, die Frauen und Männer beim anderen Geschlecht attraktiv finden, in vielen Aspekten voneinander. Die evolutionäre Phychologie kann aufzeigen, dass die Unterschiede zwischen Frauen und Männern kein „sozialkulturelles Konstrukt“ sind, wie es von manchen Wissenschaftlern noch immer geäußert wird, sondern evolutionäre  geprägt wurden.

Ein wesentlicher Unterschied betrifft die Partnerwahl. Die Ergebnisse der Forschungen von Dr. David Buss zeigen, dass Frauen ihren Partner teils deutlich selektiver als umgekehrt Männer auswählen. In den nachfolgenden Videos beschreibt Dr. David Buss das Ergebnis einer Umfrage, welche die Unterschiede in der Partnerwahl von Frauen und Männern eindrucksvoll aufzeigt: Bei dieser Umfragen sprach eine attraktive Testperson eine andere Person des anderen Geschlechts auf der Straße an und fragte u.a., ob sie spontan Lust auf Sex hätte. 75% der von der weiblichen Testperson angesprochenen Männer willigten sofort ein (ein weitere Großteil der restlichen 25% der Männer musste vorher noch „etwas klären“), während 0% (!) – also keine einzige – der von der männlichen Testperson angesprochenen Frauen bereit war, sich spontan auf Sex einzulassen. Bevor sich Frauen auf Sex mit einem Mann einlassen, wollen sie „ihn besser kennenlernen“ – nur bei extrem attraktiven Männern würden einige Frauen davon absehen. Umgekehrt haben Männer, denen es ausschließlich um Sex geht, deutlich geringere Anforderungen an die Frau. Diese Feststellungen führt David Buss im nachfolgenden Video insbesondere ab den Minuten 4:50 und 7:50 aus.

Dr. Jordan Peterson und Dr. David Buss sprechen über weibliche Selektion

Ab Minute 7:50 geht David Buss genauer auf die unbewusste Partnerwahl ein, die bei Männern deutlich stärker als bei Frauen von der Absicht abhängen soll. Solange beide Geschlechter eine Langzeitbeziehung miteinander einzugehen beabsichtigen, sei ihnen eine gewisse Intelligenz des Partners wichtig. Doch wenn es um unverbindlichen (Casual) Sex geht, würde zwischen den Geschlechtern eine Kluft entstehen. Während den Frauen nach wie vor eine gewisse Intelligenz des Sexpartners wichtig bleibe, werde die Intelligenz einer Sexpartnerin bei Männern laut David Buss irrelevant („it drops to embaressing levels“).

Auf den Grad der Intelligenz von anderen schließen beide Geschlechter unbewusst, indem sie auf die Schlagfertigkeit und Scharfsinnigkeit ihrer Kommunikation sowie auf die Art ihres Humors achten. Darüber hinaus wird die Ausbildung und die soziale Stellung von jemandem mit seiner Intelligenz in Verbindung gebracht, wodurch insbesondere Männer ihre Attraktivität bei Frauen steigern können. Dass Frauen ihre Partner und ggf. Sexpartner deutlich selektiver als umgekehrt Männer auswählen, deutet auf ihre  hypergame Neigung hin.

Auf diese hypergame Neigung von Frauen geht David Buss im nachfolgenden Video zwischen Minute 8:30 und 9:48 anhand der Attraktivitätsskala kurz ein. Ab Minute 12:12 stellt er kurz dar, dass sich rd. 70% aller Frauen in ihren Affärenpartner verlieben würden- was deutlich höher als umgekehrt bei Männern der Fall sei. Es liegt nahe, dass die zuvor aufgezeigten Unterschiede bei der Partnerwahl dies bewirken, weil sich im Ergebnis Frauen schneller als Männer emotional an einen Sexpartner binden. Interessant finde ich auch die drei Empfehlungen, die er ab Minute 16:45 gibt, damit Frauen und Männer die gegenseitigen Verhaltensweisen nicht missinterpretieren.

TED – Dr. David Buss 

Als Grund für die selektivere Partnerwahl von Frauen wird u.a. der bei der menschlichen Spezies vergleichbar sehr hohe Elternaufwand angeführt. Daher würden Frauen tendenziell den für den Nachwuchs am besten geeigneten Mann auswählen, den sie bekommen können. Neben „guten Genen“ sollte er deshalb auch über gute Ressourcen verfügen. An dieser über Jahrtausende „genetisch eingeprägten“ Partnerwahl kann offensichtlich auch die erst seit wenigen Jahrzehnten bestehende Möglichkeit der Empfängnisverhütung kaum etwas ändern. 

In meinem Buch gehe ich im Kapitel „Evolutionäres Erbe“ detaillierter auf die Forschungsergebnisse der evolutionären Psychologen ein. Ich halte es für sehr wichtig, dass sich Paare den evolutionär geprägten Bedürfnissen und Motiven bewusst werden.

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