Bei den vielen interessanten Studien auf dem Gebiet der evolutionären Psychologie fand ich die nachfolgend aufgeführte Feststellung bemerkenswert, weil sie die unterschiedlichen Sexualstrategien von Frauen und Männern bestätigt. Es wurde der Frage nachgegangen, welche enttäuschten Erwartungen Frauen und Männer besonders in Wut versetzt. Die Ergebnisse stellt David Buss im nachfolgenden Video zwischen Minute 05:55 und 7:15 vor.

Danach reagierten Frauen besonders verärgert, wenn Männer sie unter Vorspielung falscher Gefühle verführt haben. Ein Mann, der vor dem Sex der Frau seine Zuneigung oder sogar Liebe versicherte und nach dem Sex offenbarte, dass er sie belogen hat um sie ins Bett zu bekommen, konnte sich ihrer Wut sicher sein. Die Enttäuschung der Frauen lag vorrangig auf der psychisch emotionalen Ebene.

Umgekehrt waren Männer kaum wütend, wenn Ihnen Frauen nach dem Sex gestanden, keine Gefühle für sie zu hegen. Sehr verärgert reagierten Männer hingegen, wenn Frauen ihnen gegenüber signalisieren Sex haben zu wollen, sie es sich aber dann anders überlegen. Eine Frau, die einen Mann verführt, um ihn dann kurz vor dem Sex abzuweisen, konnte sich seiner Wut sicher sein. Die Enttäuschung der Männer lag vorrangig auf der physisch körperlichen Ebene.

Aus den unterschiedlichen Gründen für die erlebte Enttäuschung lässt sich die Tendenz ableiten, dass Frauen zuerst eine emotionale Bindung herstellen, bevor sie sich auf Sex einlassen. Umgekehrt lassen sich Männern zuerst auf Sex ein, bevor sie (wenn überhaupt) eine emotionale Bindung herstellen.

Auch diese Studie zeigt die unterschiedliche evolutionäre Prägungen der Geschlechter deutlich: Frauen investieren tendenziell mehr Gefühle bei sexuellen Begegnungen und binden sich schneller an ihren Sexpartner als umgekehrt Männer. Dieses Verhalten wird u.a. auf den hohen Elternaufwand zurückgeführt, der insbesondere von Frauen zu bewältigen ist. In meinem Buch gehe ich im Kapitel „Evolutionäres Erbe“ auf diese zusammenhänge genauer ein.